Akupunktur, wie sie heute noch im Wesentlichen angewendet wird, entstand vor über 2000 Jahren im chinesischen Kaiserreich; um die Wirkung von Akupunkturpunkten wussten aber auch schon Jahrhunderte davor verschiedene Kulturen auf der ganzen Welt unabhängig voneinander (siehe Geschichte der Akupunktur).

Dass Akupunktur also wirkt, konnte sie in mehreren Jahrtausenden der Anwendung beweisen. Aber wie funktioniert sie? Dafür gibt es nun zwei verschiedene Erklärungszugänge: einerseits den westlich-wissenschaftlichen, andererseits den fernöstlich-traditionellen Zugang, die Philosophie der Traditionellen Chinesischen Medizin.

Wie wirkt Akupunktur? - Die chinesische Erklärung

Die Philosophie der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) spielt bei jeder Akupunkturbehandlung auch heute noch eine zentrale Rolle. Nach fernöstlicher Vorstellung existieren im Körper zwölf Meridiane und acht außerordentliche Meridiane, auf denen die insgesamt ca. 400 Akupunkturpunkte liegen und durch die das Qi als Form von Lebensenergie fließt. Durch Verletzungen, äußere Einflüsse (Wind, Feuchtigkeit, Kälte, Hitze), aber auch innere Faktoren (wie z.B. Trauer, Angst, Wut oder Stress) kann dieser Fluss des Qi in einzelnen Meridianen behindert, geschwächt oder übermäßig stark sein, was sich schließlich in krankhaften Symptomen äußert.

Akupunktur versucht nun mit Hilfe der Nadeln diese Störungen des Qi-Flusses wieder in Gang zu bringen und die auslösende Ursache der Erkrankung zu beseitigen. Qi-Mangelzustände können außerdem gemoxt (erwärmt) bzw. mit Hilfe von adäquater Ernährung beseitigt werden, bei Qi-Füllezuständen hilft eine Schröpftherapie über den entsprechenden Akupunkturpunkten.

Wie wirkt Akupunktur? - Die wissenschaftliche Erklärung

Ein exaktes Korrelat zu den chinesischen Meridianen konnte wissenschaftlich nie gefunden werden. Dennoch ist die Wirkung der Akupunktur mittlerweile wissenschaftlich gut untersucht; die vielfältigen Einsatzgebiete können über drei zentrale Mechanismen erklärt werden:

1.) Neurologische Wirkung

Akupunkturpunkte liegen häufig an Stellen, an denen vegetative Nervenfasern die große Körperfaszie durchstoßen. Das vegetative (bzw. autonome) Nervensystem durchzieht den ganzen Körper und regelt zentrale Körperfunktionen wie den Herzschlag, die Verdauung, die Durchblutung oder die Schweißsekretion. Es besteht aus zwei verschiedenen Anteilen, die beide durch eigene Nervenfasern repräsentiert werden: dem Sympathikus, der bei Stress und Anspannungszuständen aktiv ist, und dem Parasympathikus, der für Entspannung sorgt. Gerade in Zeiten, in denen viele Beschwerden stressinduziert sind, lässt sich mit Akupunktur so ein direkter Einfluss auf das Nervensystem nehmen.

Aber auch Schmerzen werden von einer eigenen Gruppe von Nervenfasern vermittelt (C- und a-delta-Fasern). Es braucht nicht vieler Erklärungen um verstehen zu können, dass die gezielte Stimulation von kleinen Nerven einen Einfluss auf das Schmerzempfinden haben kann. Die außerordentlich gute Wirkung von Akupunktur bei allen Arten von Schmerzen wurde mittlerweile immer wieder wissenschaftlich bestätigt.

2.) Humorale Wirkung

Die elektrische Nervenaktivität ist stets auch gekoppelt mit der Ausschüttung von sogenannten Neurotransmittern - diese Stoffe sind notwendig, damit ein elektrisches Signal von Nervenzelle zu Nervenzelle hüpfen kann. Sie entfalten aber auch auf benachbarte Zellen ihre Wirkung und gehen zum Teil in den Liquor (Hirnwasser) und ins Blut über, wo sie messbar sind. Es konnte gezeigt werden, dass Akupunktur die Wirkspiegel von Endorphinen, Enzephalinen, von Serotonin, GABA, Dopamin, Adrenalin, Noradrenalin und Acetylcholin, um nur die wichtigsten zu nennen, verändert. Daraus ergibt sich ein starker Einfluss auf den ganzen Stoffwechsel und das Hormonsystem, vor allem aber auch der Hirnfunktion. So können vor allem die guten psychosomatisch beruhigenden Effekte der Akupunktur erklärt werden, und warum sich viele Patienten nach einer Akupunkturbehandlung besonders entspannt fühlen.

Aber auch Gewebshormone, die zentrale Funktionen des Immunsystems steuern, wie etwa Interleukine, werden durch Akupunktur messbar beeinflusst. Dies erklärt die gute Wirkung von Akupunktur bei akuten Infekten oder allergischen Problemen.

3.) Kybernetische Wirkung

Der Mensch besteht aus 10 bis 100 Billionen einzelnen Zellen, eine unvorstellbare Anzahl! Würde man alle dieser Zellen, von denen jede im Schnitt nur 1/40 Millimeter groß ist, in einer Reihe auflegen, würden sie zweieinhalb Millionen Kilometer weit reichen - 60 Mal um den Globus! Und in jeder einzelnen dieser Zellen laufen pro Sekunde bis zu 30.000 biochemische Steuerungsvorgänge ab. Der Mensch ist also eine gigagigantische Maschine, die in ihrem vollen Umfang und in ihrer Komplexität wissenschaftlich wohl nie ganz erfasst werden kann. Es ist leicht vorstellbar, dass die Nadeln auch Einflüsse auf diese immense Vielzahl an biochemischen Vorgängen im Körper hat, die heute noch nicht verstanden sind. Vor allem Effekte auf die Homöostase (das biochemische Gleichgewicht jeder Zelle), auf Erneuerungsvorgänge oder spezifische Organfunktionen sind durchaus denkbar, wenngleich noch nicht wissenschaftlich nachgewiesen.

 

Wie wirkt Akupunktur?

FAZIT: In der chinesischen Medizin wird die Wirkung von Akupunktur in Form der Meridianlehre erklärt. Aus wissenschaftlicher Sicht wirkt Akupunktur auf mehreren Ebenen auf den Körper ein. Insbesondere werden die Wirkungen über das vegetative Nervensystem (Sympathikus und Parasympathikus), somatische Nerven (z.B. Schmerzfasern), Gewebshormone und Neurotransmitter vermittelt. Aber auch komplexere, noch nicht verstandene Wirkmechanismen sind denkbar.

 


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